Die SPD-Fraktion zeigt sich enttäuscht über den Stand zur barrierefreien Erschließung des Stadtmuseums Beckum. Die Antwort der Verwaltung auf eine entsprechende Anfrage der Sozialdemokraten weist bislang keine wirklich brauchbare Lösung auf. Untersucht wurden sowohl rein innere Umbaumaßnahmen als auch der Anbau eines Fahrstuhls.
„Für uns als SPD ist es eine Verpflichtung, alle öffentlichen Gebäude barrierefrei zugänglich zu machen. Wir akzeptieren nicht, dass Menschen mit Behinderung etwa vom Besuch des Stadtmuseums ausgeschlossen sind, weil sie vorhandene Barrieren nicht überwinden können“, betont unser Fraktionschef Karsten Koch.
Barrierefreiheit wird auch nicht am Denkmalschutz scheitern, es gibt genügend gelungene Referenzprojekte. Die SPD-Fraktion sieht eine mögliche Lösung in der gemeinsamen Betrachtung des Stadtmuseums und des angrenzenden Gebäudes Markt 2. Nun besteht aktuell grundsätzlich die Möglichkeit, das zum Verkauf stehende Gebäude zu erwerben, um das Gesamtensemble zu schützen und zu erhalten. Das Gebäude Markt 2 befand sich in der Historie bereits im Eigentum der Stadt Beckum, bevor es veräußert wurde
Für die SPD-Fraktion wäre es denkbar, städtische Dienststellen wie die Bereiche Marketing und Tourismus an dieser zentralen Stelle unterzubringen. Mit der Neugestaltung des Marktplatzes könnte so eine einmalige Lösung geschaffen werden, die „der Innenstadt richtig guttun würde“, so Karsten Koch, der bereits bei der Verabschiedung des städtischen Haushaltes 2020 wörtlich ausgeführt hat:
„Für unser Votum ist es wichtig, wofür dieser Haushalt steht. Und das sind in besonderer Weise Investitionen: … Die barrierefreie Erschließung des Stadtmuseum mit 75.000 Euro. Hier hat es im März das Schreiben einer mobilitätsgeminderten Frau aus Beckum mit der Forderung nach einem barrierefreien Zugang gegeben, die der Bürgermeister wohlwollend zurückgewiesen hat. Im Nachhinein schäme ich mich dafür, dass wir dem Anliegen der Frau, die es ja nicht allein betrifft, nicht gerecht geworden sind. Jetzt gibt es leider dramatische Umstände, die die vor einem halben Jahr nicht vorhandene Bereitschaft für die barrierefreie Erschließung revidieren. Dieser Fall zeigt, dass man bei solchen Themen am Ball bleiben muss und sich nicht einlullen lassen darf.“
Die Antwort der Verwaltung auf die Anfrage der SPD-Fraktion im Wortlaut:
„Der Fachdienst Gebäudemanagement hat das Stadtmuseum für eine barrierefreie Erschließung/Nutzung begutachtet. Der Zugang in das Erdgeschoss und in das Büro der Museumsleitung lässt sich durch die Umrüstung der vorhandenen Eingangstür mit einem Motorantrieb und entsprechender Steuerung barrierefrei umbauen. Das Einverständnis hierzu liegt vom Künstler vor.
Das vorhandene hölzerne Podest im linken Teil (Tante Emma Laden) muss aufwendig zurückgebaut werden. Die unter dem Holzpodest liegende Bitumenmasse wurde bereits auf Schadstoffe untersucht und als unbedenklich eingestuft. Ein barrierefreies WC ist im Obergeschoss durch den Umbau der vorhandenen Damen-Toilettenanlage möglich.
Für die vorgenannten Arbeiten werden Kosten in Höhe von rund 37.000 Euro anfallen. Für diese baulichen Maßnahmen wurde ein Antrag auf Bezuschussung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gestellt. Des Weiteren wird die Anschaffung einer Treppenraupe zum Erreichen des Obergeschosses von der Behindertenstelle geprüft.
Der Einbau eines barrierefreien Aufzuges am Museum wurde untersucht.
Einbau im Büro der Museumsleitung:
Es würde je Etage ein Fenster entfallen. Eine Nutzung des Büros wäre schwierig. Große Öffnungen in den uralten Decken wären pro Etage herzustellen. Die Decken, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammen, müssen für einen Antrag an die Denkmalbehörde in der Hinsicht auf Alter und Beschaffenheit gutachterlich geprüft werden.
Einbau mittig im Gebäude:
Auch hier werden Deckendurchbrüche erforderlich. In den oberen Geschossen versperrt der Aufzug die Begehung der Räume. Hier müssten neue Wege mit Türdurchbrüchen eingerichtet werden.
Anbau auf der Kirchplatzseite:
Hier sind die Fenster samt Brüstungen pro Etage auszubrechen. In den Ausstellungsräumen ist vor der Fahrstuhltür ein zusätzlicher Windfang pro Etage notwendig. Bei einer Führung des Fahrstuhls bis ins Dachgeschoss wird eine große Dachgaube erforderlich. Die Nutzung des Büros der Museumsleitung wird auch bei dieser Variante schwierig.
Der Einbau oder Anbau im Bereich des alten Ratssaals wurde von vorneherein verworfen.
Für die Klärung über die Machbarkeit sind der Denkmalschutz, die Bauordnung, der Brandschutz und der Statiker einzubeziehen. Ein Barrierefrei-Konzept ist zu erstellen. Eine erste Kostenschätzung für die vorgenannten Aufstellorte eines Aufzuges belaufen sich auf circa 155.000 Euro bis 176.000 Euro.
Der Anbau an der östlichen Giebelseite unter den Bögen ist aus Platzgründen nicht möglich. Der Einbau eines Rollstuhl-Schrägaufzuges am Treppenlauf bis ins Dachgeschoss ist nach einer ersten Prüfung durch die Bauordnung nicht genehmigungsfähig.
Nach erster Begutachtung und Planung durch den Fachdienst Gebäudemanagement gestaltet sich der barrierefreie Umbau des Stadtmuseum als äußerst schwierig und es würde ein erheblicher Eingriff in die Bausubstanz erforderlich.“