Wenn das Konterbier zur Routine wird – Timos Weg aus der Suchtspirale

Dennis Kocker und Bernhard Daldrup (SPD) im Austausch mit dem heutigen Präventionsreferenten: „Vom Nullpunkt in ein neues Leben“, so lautet das Buch, das der Ahlener Timo Schüsseler 2013 veröffentlicht hat. Sein „Nullpunkt“, das war im September 2010, als die Sucht und der jahrelange Konsum von Alkohol zu einem Multiorganversagen führten und ihn beinahe das Leben gekostet hätten.

12 Tage im künstlichen Koma, danach langsam wieder laufen lernen, Entzug, der Kampf zurück ins Leben. Nach mehreren erfolglosen Entgiftungskuren zuvor hat Timo Schüsseler durch diesen einschneidenden Vorfall dem Alkohol zwangsläufig und endgültig den Kampf angesagt. Und das nicht nur für sich selbst. Durch die Folgen des übermäßigen Konsums ist er erwerbsunfähig, muss mit körperlichen Einschränkungen und Konzentrationsproblemen leben. „Aber reden kann ich“, sagt er etwas selbstironisch. Deshalb hält er seit 2013 regelmäßig Suchtvorträge, hauptsächlich in Schulen im Kreis Warendorf, aber auch bis nach Köln fährt er für seine Drogenpräventionsarbeit immer wieder: „Ich komme dahin, wo man mich hören will“.

Alkoholiker-Biografie macht nicht nur Schüler*innen betroffen

Bei den Schulklassen löst seine Lebensgeschichte große Betroffenheit aus. So auch beim heimischen Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup und beim Fraktionsvorsitzenden der SPD im Kreistag, Dennis Kocker. Der Strafverteidiger kennt die Probleme der Suchtkranken und sieht im Kreis Warendorf deutlichen Nachholbedarf: „Prävention und Aufklärung bei uns im Kreis müssen noch mehr in den Fokus gerückt werden. Es kann nicht sein, dass sich allein die SPD-Fraktion für die Bereitstellung der Mittel zur Suchtberatung einsetzt.“ Damit wirft der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes den Blick bereits in Richtung der kommenden Haushaltsplanberatungen im November und verspricht: „Im Entwurf für 2023 werden wir erneut ein genaues Augenmerk auf die Finanzierung der Suchtberatung legen.“ Ein weiteres Treffen mit Timo Schüsseler ist dafür bereits in Planung.

Auch für den Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup liegt die Drogenprävention noch im ausbaufähigem Bereich: „Sei es die nach wie vor zu hohe gesellschaftliche Akzeptanz der Volksdroge Alkohol oder der erhöhte Bedarf an Beratung und Aufklärung, der bald mit der Legalisierung von Cannabis auf uns zu kommt – es gibt noch viel zu tun.“ Dabei sieht er Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen in der Verantwortung. Timo Schüsseler kann ihm als jemand der weiß, wie es ist, mit einer Suchterkrankung zu leben, nur zustimmen.