Selten „große Politik“
Doch hier am kleinen Besprechungstisch im persönlichen Gespräch, per Telefon und vielfach auch per E-Mail gehe es meistens nicht um „große Politik“, sondern um die großen und kleinen Alltagssorgen. „Das ist selten etwas Politisches“, erklärt der Abgeordnete beim Ortstermin. Die Rente eben, die Beiträge zur Krankenkasse, Unterstützung in der Suchtberatung, Flucht aus Krisengebieten, das Bürgergeld oder auch die Planungen für den Straßenausbau vor der Tür: Für vieles davon ist Bernhard Daldrup im Prinzip gar nicht zuständig, aber das macht nichts. „Die meisten Leute, die mich ansprechen, wollen gar nicht wissen, ob ich zuständig bin“, erklärt Daldrup. Er nehme sich all der Probleme und Fragen an und werde – wo möglich – die passenden Kontakte vermitteln.
Manche wollen nur schimpfen
Natürlich geht es in diesen schwierigen Wochen und Monaten auch um Strom und Gas und um die Frage, wie die Regierung in Berlin damit umgeht. „Die Sorgen vor weiter steigenden Lebenshaltungskosten und die Angst vor Energiearmut im Winter sind groß“, berichtet der Abgeordnete aus seinen Gesprächen.
Wer zur Bürgersprechstunde will, sollte sich anmelden, damit die Gespräche geordnet über die Bühne gehen können. „Manche Leute wollen einen nur beschimpfen“, erklärt Bernhard Daldrup. Das müsse er zwar aushalten (können), das sei für die Sache aber wenig konstruktiv. Die meiste unsachliche Kritik sei aber im Netz zu finden. „Wenn jemand nur den Satz ,Ihr macht nur Scheiß’ schreibt, können wir als verantwortliche Politiker wenig damit anfangen“, sagt Daldrup. In jüngster Zeit, in der die Regierung und der Bundestag viele große Probleme gleichzeitig zu bewältigen haben, gebe es aber auch gegenteilige Aussagen: „Die meisten, die dazu etwas sagen, sagen auch, dass sie unseren Job gerade nicht haben wollen.“
Interessanter Unternehmer zu Gast
Die Zahl der Besucher, die an diesem Tag persönlich in die Bürgersprechstunde kommt, ist überschaubar: Drei haben sich angemeldet. Am Besprechungstisch sitzt Georgios Staikos, ein interessanter Unternehmer aus Beckum. Staikos war einer der Referenten in Berlin bei der Fachkonferenz „Grüner Zement“, die Bernhard Daldrup organisiert hatte. Zement ist wegen CO2 und der hohen Herstellungskosten auch bezogen auf die Energie gerade ein wichtiges Thema, als Baustoff aber „unverzichtbar“, meint Daldrup.
Georgios Staikos ist in der Branche und darüber hinaus durchaus bekannt. Er hat in Beckum Deutschlands erstes Haus aus dem 3D-Drucker gebaut (diese Zeitung berichtete) und dabei einige innovative Technik eingesetzt, erzählt er: einen führerlosen Bagger, einen Roboter für das Verputzen der Wände und eine Drohne für den Außenanstrich. An diesem Tag geht es ihm darum, wie es weitergehen kann, unter anderem mit dem Zement, den übrigen Baustoffen und der Qualifizierung von Arbeitskräften. Denn, so Staikos, auch wenn die Technik weiter voranschreite, brauche es hoch qualifizierte Mitarbeiter, die diese bedienen können.
Georgios Staikos stammt gebürtig aus Griechenland. Seine Heimat ist die nordgriechische Region Ostmakedonien und Thrakien, wo es auch im Winter sehr kalt werde, berichtet er. „Meine Heimatstadt heißt zwar Drama, es ist aber trotzdem eine sehr nette Stadt.“