Unser Fraktionsvorsitzender Karsten Koch zum Selbstverständnis sozialdemokratischer Kommunalpolitikerinnen und -politiker von Solidarität und Menschlichkeit:
Vor einigen Monaten habe ich in Beckum einen Ort mit einer besonderen Magie, ja einer ganz besonderen Art von Zauber besucht. Es ist kein historisches Denkmal und auch kein symbolischer Platz. Es ist das Fundbüro im Beckumer Rathaus. In diesem Fundbüro gibt es unzählige Sachen: Schlüssel, Portemonnaies, Kleidungsstücke, Fahrräder, Kinderrucksäcke, Kuscheltiere und vieles andere mehr. Das rührt mich. Es rührt mich, weil sich jemand die Mühe gemacht hat, etwas, das er gefunden hat, dort abzugeben, obwohl er gar nicht weiß, wem das gehört oder warum diese Sache verloren gegangen ist.
Und vor allem wird er unmittelbar nichts davon haben, dass er sich die Mühe gemacht hat, diese Sache abzugeben. Menschen tun das trotzdem. Warum? Vielleicht, weil sie hoffen, dass dasselbe irgendwann mal jemand für sie tut. Vielleicht, weil sich das irgendwie richtig anfühlt, etwas zu tun, was jemand anderem nutzt und nicht einem selbst. Und genau das ist für die Mitglieder meiner Fraktion der Antrieb für das eigene kommunalpolitische Engagement in unserer Stadt.
Es gibt einen Mann, der um ein Haar Parteivorsitzender der Union geworden wäre. Dieser Mann ist sehr reich, er ist Millionär, und er hat vor einigen Jahren mal seinen Laptop am Berliner Ostbahnhof verloren. Auf diesem Laptop waren Telefonnummern von Angela Merkel, Gerhard Schröder, Theo Weigel und vielen anderen herausragenden Persönlichkeiten gespeichert. Er hat Glück gehabt, denn der Laptop wurde von Enrico gefunden. Enrico ist ein Obdachloser und er hat ziemlich schnell gemerkt, dass dieser Laptop sehr wichtig sein könnte. Obwohl er selbst kaum etwas besaß, hat er hat sich die Mühe gemacht, ihn bei der Bundespolizei abzugeben.
Jetzt könnte man denken, dass dieser Mann, der um ein Haar Parteivorsitzender der Union geworden wäre und es immer noch und vielleicht auch Bundeskanzler werden möchte, den Wert seines Laptops in Schlafsäcke für Obdachlose spendet. Oder dass er mal für einen halben Tag von seinem Elfenbeinturm herabsteigt und Suppe verteilt. Was hat er getan? Er hat sich erkenntlich gezeigt. Er hat an Enrico als Dankeschön ein Buch geschickt – sein eigenes Buch mit dem Titel: „Nur wer sich ändert, wird bestehen“, versehen mit der persönlichen Widmung „Vielen Dank an den ehrlichen Finder“.
Ich persönlich und mit mir ganz sicher viele andere möchten nicht von Menschen regiert werden, die so sehr nicht verstanden haben, welchen Wert Solidarität, welchen Wert Menschlichkeit hat. Ich möchte Menschen in politischer Verantwortung, die nicht nur an ihren Vorteil denken, sondern versuchen, für alle Menschen mitzudenken. Ich möchte, dass Menschen dieses Land und die Kommunen gestalten, die jederzeit eine Geldbörse ins Fundbüro bringen würden. Und ich bin stolz darauf, Vorsitzender einer Fraktion zu sein, in der solche Menschen für die Stadt Beckum mit ihren Bürgerinnen und Bürgern arbeiten. Das ist das grundlegende Selbstverständnis der Mitglieder der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Beckum.